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Essay: Zeit für einen neuen politischen Diskurs

Das dümmste Bundesland und Bananen am Bahnhof

„Das dümmste Bundesland“ – Mecklenburg-Vorpommern – hat gewählt. Angesichts des Wahlerfolgs der Partei Alternative für Deutschland waren die Reaktionen sehr gemischt und zum Teil stark aufgeladen, wird vielen Beobachtern doch bewusst, dass der Konsens in Deutschland über stillschweigend für allgemeingültig gehaltene Grundwerte weniger stark aussieht als erwartet. DIE Bewohner Mecklenburg-Vorpommerns öffnen den Nazis die Tür, kann man verkürzt zahlreiche Meinungen wiedergeben. Wie blöd sind die denn? Besonders im liberal-intellektuellen Umfeld lassen sich durchaus Häme, Galgenhumor und eine gewisse Verachtung beobachten im Hinblick auf diese Malaise, welche die Plebejer da mal wieder produziert haben.
Es sollte bemerkt werden, dass in dieser Sichtweise der selbsternannten geistigen Elite der Bundesrepublik ein Fehler unterläuft, der sich in seiner Schwere nur graduell von denen der AfD-Wähler unterscheidet. Wer vom dümmsten Bundesland spricht, die Bewohner Mecklenburg-Vorpommerns als Nazis bezeichnet oder seine eigene Fortschrittlichkeit feiert in Abgrenzung von der Rückständigkeit der AfD-Wähler, argumentiert kaum anders als Rechtsradikale, die Ankömmlinge aus dem arabischen Raum pauschal als Kriminelle, Terroristen oder Vergewaltiger bezeichnen. Natürlich haben auch Deutschlands Intellektuelle Sorge vor Arbeitslosigkeit, Kriminalität und Gewalt. Doch es ist eine abstrakte Gefahr, die man mit Galgenhumor, ein wenig Verachtung für den Pöbel und unbeirrtem Optimismus gut abwehren kann. Sie können es sich leisten: Im Hochlohnsektor gibt es keinen Konkurrenzkampf, der von Flüchtlingen verschärft werden könnte, in einem Einfamilienhaus mit Zaun kann nicht einfach in der Nachbarwohnung eine ausländische Familie einziehen, die vielleicht komische Sitten hat. Und zur Not könnte man auch noch die Finanzierung eines Wachdienstes stemmen, der herumlungernde Arme aus der Nachbarschaft vertreibt. Die meisten dieser Refugien hat der klassische AfD-Wähler nicht. Prekäre Arbeitssituation, Plattenbau, Hoffen auf Vater Staat. Und dass es nicht besser wird, ist relativ wahrscheinlich, wenn man sehen wird, was nach der Willkommenskultur kommt. Denn es ist nicht so, dass Offenheit, Toleranz und Kooperation nur auf Seiten der Aufnehmenden und Helfenden existieren würde. Wer schon einmal in einer fremden Kultur angekommen ist, um dort zumindest für einige Zeit zu leben, wird bestätigen können, dass sich auch Einwanderer in einem Übergangsmodus, in einer gewissen Adaptionsstimmung befinden. Die Flüchtlinge versuchen genauso wie die Gastgeber das andere Wertesystem zu verstehen, zu lernen, wie der Alltag funktioniert, wo die nächste Bushaltestelle ist. Dieser Prozess funktioniert umso einfacher, je weniger Ankömmlinge auf die Alteingesessenen kommen. Je mehr Ankömmlinge es werden, desto mehr muss die gegenseitig Gewöhnung und der Austausch institutionalisiert werden. Wenn das funktioniert, ist es zum beidseitigen Nutzen, da jede Seite ihren Erfahrungsschatz erweitert, Akzeptanz für Unterschiede entwickelt und Diversität zur Norm wird, was zur Verschmelzung der Gruppen und einer schließlich besseren Gesellschaft beiträgt. Dass ein kontroverser Diskurs und kulturelle Diversität bei gleichzeitigem sozialem Zusammenhalt das Beste ist, was einer Gesellschaft passieren kann, ist ein Fakt. Diesen würden nur erklärte Rassisten, die in der Tat böse und dumme Menschen sind, anzweifeln. So weit die Theorie. Und egal, wie sehr der Staat bei der Integration von Einwanderern versagt, in bestimmten Milieus wird sich genau eine solche kreative, demokratische, vielfältige Zusammensetzung bilden, die man dann mit einem eingeschränkten Blickwinkel als Erfolg verkaufen kann. In der Fläche – und genau dort leben die AfD-Wähler – könnte es aber anders aussehen. Wenn die Flüchtlinge merken, dass die Bananen am Bahnhof ungefähr alles waren, was für ihre soziale Perspektive in einer neuen Kultur aufgewendet wurde, wird es unbequem. Dann werden Elend und Kriminalität zunehmen und allein aus Trotz wären Ghettobildung und Radikalisierung die menschliche Folge einer gut gemeinten und guten Kampagne, die nach dem ersten Viertel abgeblasen wurde. Es sieht ja kaum anders aus in bestimmten Vororten ostdeutscher Großstädte, in denen Armut und Perspektivlosigkeit herrschen. Nur mit dem Unterschied, dass diese Zurückgelassenen AfD wählen, statt sich mangels politischer Vertretung und Verständnisses für die Gastkultur einen Sprengstoffgürtel zu bauen.

Und hier wird es für die sozial Bessergestellten und die politische Elite unbequem. Man kann Offenheit demonstrieren, Verfolgte willkommen heißen und sie medienwirksam am Bahnhof begrüßen. Wenn daraufhin aber kein tragfähiges Modell zur gesellschaftlichen Integration der neuen Mitbewohner zur Ausführung kommt, ist die hämische Bezeichnung „Gutmensch“ eine relativ logische Reaktion derer, denen schon in den 90ern „blühende Landschaften“ versprochen wurden und für die sich diese nur im Villenviertel nebenan verwirklicht haben, bei dessen Wartung man sich von Zeitarbeit zu Zeitarbeit hangelt.

Es wird eine kontroverse Diskussion über den gesellschaftlichen Zustand Deutschlands (und Europas) und seine sozialen Perspektiven notwendig sein. Das Proletariat von links ist reich geworden. Die Verdammten dieser Erde kommen von rechts und fühlen sich von der Teilhabe an der Gesellschaft ausgeschlossen. Bei der Integration der Flüchtlinge geht es im Wesentlichen um soziale Mobilität, egal vor welchem ethnischen Hintergrund. Und die Perspektivlosigkeit war vor der AfD da. Sozialen Aufstieg erreicht man erreicht man insbesondere durch Bildung. Wäre es nicht sinnvoll, im Zuge eines Mammut-Bildungs- und Integrationsprogramms für Zugewanderte auch einmal die beschämend niedrigen Bildungsausgaben und Bildungsförderung für deutsche Staatsbürger zu erhöhen, die sicherlich ihren Anteil an der gesellschaftlichen Misere im Nordosten der Republik haben? Auch an anderer Stelle werden sich Regierungen Fragen stellen müssen. Kann es sein, dass bunte Demonstrationen, Dialog und An-Bäume-Ketten in Teilen der Weltpolitik als Durchsetzungsmittel von Rechtsnormen nicht ganz genügen, so wie sich das manche Alt-68er in ihren Vorortpalästen und sanierten Altbauwohnungen vorstellen? Wäre es nicht sinnvoll, über eine Flugverbotszone in Syrien und gesicherte lokale Registrierungspunkte zu diskutieren? Sicherlich, dabei könnten auch deutsche Soldaten eingesetzt werden und im Ernstfall sogar ums Leben kommen. Das würde auch die AfD nicht wollen. Und hier ist die Chance eines offenen, argumentbasierten Diskurses, vor dem sich bisher alle Teilnehmer scheuen. Die politische Elite, weil sie Sorge hat, vom Olymp der moralischen Erhabenheit herabzusteigen, die Afd, weil sie eigentlich gar keine Argumente hat. Denn sie ist gar kein Volkstribun. Sie ist, genau wie die anderen Parteien, ein Anbieter auf dem politischen Markt und befriedigt mit Ware niederer Qualität die Bedürfnisse einer bestimmten Kundschaft. Nur weil sich die anderen zu gut sind, in den Schmutz der Ängste des kleinen Mannes herabzusteigen, können die Rechten behaupten, was sie wollen. Auch wenn ihre Ideen nicht einmal im Interesse der anvisierten Klientel sind. Ein isoliertes Deutschland wird in Zukunft weiter wirtschaftlich abgehängt, was insbesondere die AfD-Wähler trifft. Außenpolitisches Abseitsstehen wird die Probleme der Welt verschärfen und Flüchtlingsströmen Antrieb geben. Diese Flüchtlinge werden auch in eine Festung Europa unweigerlich eindringen und durch Illegalität noch rascher als jetzt ins soziale Abseits gedrängt. Weniger Zufriedenheit, weniger Perspektiven, weniger Sicherheit wären die Folge an Stelle von mehr. Also das Gegenteil von dem, was die Alternative für Deutschland verspricht. Sie bietet keine Lösungsansätze, sondern führt ihre Klientel beschleunigt in eine Wirklichkeit, vor der diese eigentlich Angst hat. Das müsste sich auch einem Langzeitarbeitslosen in Mecklenburg-Vorpommern vermitteln lassen, wenn man es mit entsprechenden sozialen Maßnahmen in der Realität untermauert. Dann kann man auch die lauten Töne der AfD als leeres Gebrüll enttarnen und tragfähigen Perspektiven zu gesellschaftlichem Konsens verhelfen. Dazu bräuchte es die Einsicht, dass Bananen am Bahnhof nicht zur Bewältigung einer sozialen Krise genügen und es sein kann, dass alles schwieriger wird, als man dachte. Doch das sollte uns nicht schrecken, denn Deutschland kann aus einem reichen Erbe schöpfen, auf das alle politischen Kreise stolz sind: Waren wir nicht schon immer Ingenieure?

G.: Der Zündel-Donnerstag

Ein grauer Himmel, aus dem immer wieder müde Tropfen fielen, schaute zum Fenster herein, als G. wie so oft einige Minuten vor seinem Wecker aufwachte. Sachen packen, auf zur Arbeit. Es gab noch kein heißes Wasser für den Tee, deshalb rührte sich G. eine Milch aus Milchpulver an. Als er gerade in seinen Chapati beißen wollte, ertönte die Alarmglocke. Schade, dachte sich G. zog Hose und Stiefel an und rannte nach draußen. Er nahm im zweiten Fahrzeug Platz und die beiden Autos schlängelten sich durch den Morgenverkehr nach Norden. In Mbezi Beach brannte das Obergeschoss einer Villa. G. legte gemeinsam mit seinem Kollegen M. Atemschutz an und sie stiegen über ein Vordach auf den Balkon des ersten Stocks und löschten gemeinsam mit ihren Kollegen die Reste des bereits recht ausgebrannten Stockwerks, das durch die Streichhölzer eines zündelnden Kindes Feuer gefangen hatte. Als die Löscharbeiten beendet waren, reichte die Nachbarin den Feuerwehrleuten kaltes Wasser, eine dankbar aufgenommene Wohltat, die zeigte, dass man in einem besseren Leuten gelandet war, sodass auch die Ansprache des Offiziers an die Schaulustigen mit Dankbarkeit und nicht mit Häme und Argwohn bedacht wurde. Auf der Wache zurück, stand der nächste Einsatz in der Leitung, der aber glücklicherweise von der Wache in Temeke übernommen wurde, sodass G.s Gruppe zu einem gleich danach eingetroffenen Notruf aus Kinyerezi am Ende der Welt ausrücken konnte. Rasch von G. mit Funkgeräten ausgestattet, funktionierte die Kommunikation zwischen den Fahrzeugen sehr gut und die Feuerwehr erreichte nach ca. 25 Minuten den entlegenen Vorort, wo ein Einfamilienhaus vollständig brannte. Der Löschangriff lief für tansanische Verhältnisse koordiniert und sicher ab, lediglich die Benutzung der Funkgeräte wurde noch nicht so gut verstanden. Auch dieses Haus war einem zündelnden Kind zum Opfer gefallen, dessen Vater, der Besitzer des Hauses, sich von dem Verlust seines Heims schwer getroffen zeigte. Im Gespräch über den Brand schlugen auch G.s Kollegen nachdenkliche Töne an im Angesicht des Unglücks, die Arbeit von Jahren innerhalb einer halben Stunde vernichtet zu sehen. Der Himmel war grau, Dampf stieg auf, olivgrüne Polizisten sicherten die Einsatzstelle und am Himmel flogen Kampfjets. Endzeitstimmung. Im Kontrast dazu stand die Freundlichkeit der Anwohner, die sich nach anfänglicher Diskussion über die lange Anrückzeit mit dem Gruppenführer J. gut unterhielten und auch G. herzlich begrüßten.
Nun stand die nächste Herausforderung an: Der Diesel im Tank des ersten Fahrzeugs war alle. Mit Hilfe eines Schlauchs, eines Einmers und einer abgeschnittenen Flasche wurde Treibstoff umgetankt, dann ging es heim zur Wache und es gab Mittagessen. Anschließend schnitt G. noch ein paar Bleche zu. Dann ging er nach Hause.
Dort stellte er auf seinem Handy Gangsterrap an und ließ sich unter der Dusche kaltes Wasser über den Kopf laufen. Das sind die Momente des Tages, die er am liebsten mag. Arbeit getan, Kopf leer, Augen zu.
Dann war es Zeit für das Abendmüsli.

Police Force

Bei einer Schießerei zwischen der Polizei und mutmaßlichen Bankräubern ist am Freitag, den 26. August 2016 eine Person ums Leben gekommen. Meine Einheit wurde zum Tatort gerufen. Das ist ein Gedicht.

 

Jeshi la Polisi*

Im Staub warten und warten

Sie nehmen sich wichtig und sie nehmen sich Zeit

Es tropft Blut in den Sand

Eine harmlose Spur

Die nur flüchtig erzählt, wie ein Leben verrann.

Und in der Kaserne wartet die Truppe

Zertretene Stiefel und Waffen.

Unter dem Dach ist es heiß.

Reis wird verteilt und Hände

Greifen vom Abzug zum Löffel.

Es ist die Stadt der Gewalt

In der sie jagen und rächen.

Und mittags machen sie Halt

Ihr Mahl zu genießen

Zwischen zerstörten Tresoren.

 

*Jeshi la Polisi (Kiswahili) = Police Force

G.: Es passiert weniger, als man denkt – und mehr

Du siehst eine Reportage vom Vietcong und denkst, es hätte nur Explosionen, Gefechte und Minenfelder gegeben. Oft geht beim Erzählen verloren, wie man sich im Lager einfach unterhalten hat, gemeinsam ein Huhn kochte und wegen anhaltenden Regens tagelang unter einer Plane hockte und wartete.

Es ist bald ein Jahr vergangen und G. hat bei der Feuerwehr von Dar es Salaam gearbeitet. Aus seinen Bildern könnte man eine Katastrophengeschichte der Dritten Welt formen. Brände, Unfälle, Gewalt. Und besonders in den Bildern geht verloren, wie viele ruhige, friedliche, vielleicht manchmal langweilige Momente es gab, die niemand fotografiert hat, über die es keine Medienberichte gibt. Wie G. mit seinen Kollegen in der Atemschutzwerkstatt Tee getrunken hat, Geschichten vom Feuerwehrsportfest, nächtliche Flughafen-Abholungen und glühend heiße Nachmittage. Wenn G. auf die Feuerwache kommt, steigt in seine Nase ein Geruch von altem Holz, Öl und Staub. Die Feuerwache ist ein friedlicher Ort, manche Büros erzählen immer noch vom beschaulichen Beamtendasein der Nyerere-Zeit und ihre Besitzer sind immer für eine Geschichte zu haben, helfen einem freundlich weiter und sortieren dann wieder gemütlich ihre Akten. Auch in der Werkstatt kann einfach einmal ein Tag bei der sorgfältigen Anfertigung eines Bauteils vergehen. Die Klimaanlage rauscht leise und man erzählt sich Geschichten aus dem Feuerwehraustausch in Deutschland.

Und dann klingelt manchmal die Glocke. Es heißt aufsitzen und die Kameraden rasen mit G. über die hektischen Straßen von Dar es Salaam. Sirenen, Flammen und Rauch finden ihren Weg in die Berichte. Und wenn die Feuerwehrleute von der Einsatzstelle abrücken, endet die Erzählung. Das alte Feuerwehrhaus im Distrikt Ilala aber ist immer noch da und es gibt Mittagessen.

G.: Sieben Wochen

G. liegt auf einem Hotelbett in Iringa und lässt sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Er ist erkältet und müde. Morgen Morogoro und dann nach Hause. Dar es Salaam und bald nach Deutschland, das alte Zuhause. G. hat oft den Flugzeugen nachgeschaut, die über Magomeni hinwegrauschen und er hat sich auf den Moment gefreut, wenn er selbst im spärlich beleuchteten Flugzeug sitzen würde, im Hintergrund das Heulen des Hilfsaggregats. Und er würde wissen, dass es gleich losgehen würde, ganz nach Hause. Und doch fragt sich G., worauf er sich freut. Sicher, auf viele Menschen, manches Essen und einige Orte, an denen er lange nicht mehr war. Er wird Student sein in Dresden. Geniale Aussichten, lieber G.! Sie sind jung, intelligent, kreativ, interkulturell erfahren und durchsetzungsfähig. Wollen Sie nicht gleich Bundespräsident werden? Keine Gründe, herumzuweinen und sich schlecht zu fühlen. Und doch macht es ihn unsicher und aufgeregt, eigentlich keine Ahnung zu haben, wie sein Leben in zwei Monaten aussehen wird. Es sollte doch lieber alles sicher sein, mit kleinen kosmetischen Unwägbarkeiten, die es interessant machen, aber keinesfalls unsicher, nur gerade so sehr, dass man sich am Ende noch heldenhaft fühlen kann. So ist G.s Leben nämlich bisher verlaufen, im Prinzip. Und jetzt ist das große Mutterschiff zum ersten Mal nicht mehr so nah dran. Es gibt niemanden, der befiehlt und ein möglicher Weg ist mit farbigen Steinen in einem großen norwegischen Fjell markiert. Zeit für große Freiheit und neue Ideen! Und Zeit, ein bisschen aufgeregt zu sein, denkt sich G., kuschelt sich in seine Decke und macht einen Mittagsschlaf.

 

 

G.: Wie die Zeit vergeht

„Liebes Tagebuch“, würde G. schreiben, „es ist schon wieder so viel passiert, dass ich vergessen habe, wo ich anfangen soll.“ Doch er schreibt ja kein Tagebuch. Stattdessen scrollt er sich durch den ständig wachsenden Berg seiner Bilder (zuletzt ca. 200 Gigabyte) und fragt seinen Bruder, ob er ihm von zu Hause eine Festplatte für die Datensicherung mitbringt. Und sein Bruder A. kam tatsächlich mit einer Festplatte an. Mitten in der Nacht, es war der vierte August, kam A. plötzlich aus der Tür des Flughafens in Dar es Salaam, sah G., sie umarmten sich herzlich und G.s Kollege B. fuhr sie nach Magomeni Mapipa, wo G. nun schon seit mehr als neun Monaten wohnt. In den nächsten Tagen schauten sich A. und G. die Stadt an, stiegen auf ein Hochhaus, aßen indische Süßigkeiten und kauften Fahrkarten für die Fähre nach Sansibar. Am Morgen des achten August kamen sie auf der Insel an, schlängelten sich durch die überfüllte Altstadt und nahmen einen Bus nach Kwerekwe, wo sie in einen sehr vollen Bus nach Jambiani umstiegen, der sich mit der Zeit immer mehr leerte, sodass sie fast alleine waren, als sie am Ende des Dorfes ausstiegen. Sie hatten ihre Unterkunft erreicht. Ein paar Häuser standen in einem paradiesisch schönen Garten. Dort blieben sie zwei Tage, badeten, segelten und schnorchelten. Dann wurde es Zeit, zurück in die Stadt zu fahren. Das Abschiedsbier steckten sie eilig in den Rucksack und sprangen in den Bus, der unterwegs immer mehr mit Feuerholz beladen wurde. In Stone Town genossen sie den Nachmittag in der Stadt und den Abend an der Strandpromenade, bei feinem Essen, guten Gesprächen und zwischen alten Häusern. Am nächsten Morgen schauten sie den Schmieden in Mlandege bei der Arbeit zu und sahen sich an, wie traditionelle Holzschiffe gebaut werden. Dann gingen sie in ein Cafe in der Altstadt und guckten einen Film bis zum Mittagessen mit M., G.s Reisegefährtin von der großen Rundreise. Es war schließlich Zeit, wieder auf das Schiff zu steigen und, über Wellenkämme hüpfend, nach Dar es Salaam zurückzufahren. Am nächsten Tag wartete ein Feuersicherheitstraining für Gasfeldarbeiter. G. saß an seinem Rechner und sah seinem Kollegen L. beim Vortrag zu, A. schlief auf einem Sofa im ersten Stock der Zentrale eines christlichen Radiosenders, wo die Schulung abgehalten wurde. Am Abend würden G. und A. als Gäste auf einer Hochzeit erwartet. Ein Teil der Geschenke lag noch im Laden und wusste nicht, dass sie verschenkt würden. Bald war es Zeit für das Mittagessen und danach war noch viel zu tun.

GSC is over. Time for PSC!

Thank you for following GSC campaign 2016! Today I reached my aims more or less, but in the evening only hot chocolate (approx. 1,000 Shilling) helped to overcome the exhaustion of being a firefighter in Tanzania. I admire and I am proud of all the team members who fully focused on their challenges, yielding great response from their generous donors, powering VIDEA’s work in East Africa. Although my financial contribution is in fact Zero, it was a good experience for me and if I was able to share one or two thoughts with you that you found worth thinking, I can say that it was not only an experience for me. An experience that, briefly said, tought me that I could probably not live on 1.25 Dollar per day if I was working under the current conditions, although some of my colleagues supposedly do, at least in terms of spending money for food. So I am now continuing with my Personal Solidarity Challenge, being white, privileged and and full of Western ideas, trying to be an authentic colleague, comrade and friend to the firefighters I go to the scene with. We are from totally separate worlds and still there is a small common space when we share one aim, rushing to some place where people need help. We have different approaches which often cause conflicts if I try to make my opinion clear, which I deem valuable. In return I would not have to pay attention to their way of thinking. When I fly back I will be a hero since the narrative of my people dominates the perception of good and bad in the official records of planet Earth. If I say that I failed because they are animals, people will believe me – in a certain way, because nobody would like to be an open racist. That does not mean that I believe less in my values which are often different from the values I experience in Tanzania. But my aim is to accept that there are worlds that may lie beyond what I can understand with the thoughts I brought from my white upper class private school sailing club classical music environment. I want to see their world as a world with its own right to be although I may not love it. I want to stand together with the people around me, perhaps not sharing one belief, but at least being humans with all our human wishes, thoughts and fears. Good bye, GSC! It is time to go on with PSC.

Radio box
Radio box

Day 5

„If you gave me a ticket, I would go home.“ I was standing in the middle of an incredibly uncoordinated fire attack to put out a burning car in a roundabout. In the nine months I had spent as a firefighter in a developing country I had always been prepared to take one more disappointment. But sometimes it hits you nevertheless. Other things happened after putting out the fire which are much too similar to the existing prejudices so that I will not tell them now. Well, at least I had some nice food today and I nearly stayed within the budget. Breakfast was two free chapatis and a rice ball together with tea, plus an orange, tomato paste and an avocado brought from at home (1,200 Shilling). For lunch I had home made bread with two bananas and another orange (900 Shilling). When I came home, I had some cereals (1,000 Shilling) and some bread (200 Shilling). Ok, I did not make it, especially when I count the water (900 Shilling). But there are days when life is too tough for living on 1.25 Dollar. Sorry for those who cannot just open their fridge and take something else if they do not like their spartanic dish. I am aware of my privileged position. But most of the people living on 1.25 Dollar in Tanzania are definitely not working eleven hours per day. Well, I should not try to justify myself. I am privileged and I am aware of that. It was good having a bowl of oatmeal with mango and milk instead of maize mash. Tomorrow is the last campaign day. I am trying to be strong once more but I can tell you that this is not going to be forever. I will tell you how I will be feasting on friday…

To support the Global Solidarity Challenge 2016, follow this link to view my campaign page at VIDEA: http://solidarity.videa.ca/participantpage.asp?fundid=1846&uid=3438&role=1

GSC: The fourth campaign day

Good evening, dear GSC people and friends,

on the end of the fourth campaign day, my flatmate Lutz and I agreed that it was not so easy to run a fair competition with people who are really underprivileged when we are benefiting hugely from our own social background and our privileged environment. Yesterday’s dinner was an invitation from our guests who would probably not have stayed with us if we had been living in a mouldy shack next to an illegal waste dump. For lunch I was invited today by one of my coworkers who bought me extremely tasty fish skewers and fried banana. She was not aware of my participating in a poverty challenge and I would not have wanted to reject her invitation since hospitality and solidarity are core values in the Tanzanian society. Counting in a favorable way, today’s food cost me 2,900 Shilling, including water (1.32 Dollar) which wouldn’t be a bad result. Counting the things I really consumed, the bill would rather have looked like 6900 Shilling (3.14 Dollar). To a western observer this might seem ridiculous, in Tanzania it marks the difference between the poor and the middle class.

Finally Lutz and I found three cynical pieces of advice that we would like to give to those who are not spending more than 1.25 Dollar per day to survive:

  1. Especially when you spend less, you should see that you eat enough. It is not the lack of money that is harmful to you but the lack of food.
  2. You should have more people inviting you, then you are going to save on food and can invite them in return.
  3. Finally food is an important part of any culture. Why save on it so eagerly? Deprive yourself of going shopping sometimes or other money-wasting stuff and enjoy your favourite dish together with friends instead.

The waste challenge went quite well. Today I guess that I produced not more than one litre of waste although it was hard to say since I disposed of it in different places. So I do not know whether to see it as a success or more as a hidden defeat.

If nothing else since my fundraising is not working as well as I could wish the Global Solidarity Challenge at least makes things more visible for me that I had only theoretically thought about before. We throw away our stuff in so many different places that we cannot remember at the end of the day what impact we left. Later we ask ourselves why the cities are so dirty, especially in developing countries. Every piece of scrap once started as something shiny and useful.

The success in getting closer to the 1.25 Dollar mark is so far mainly bought from my social status. Squatters do not take part in regattas, they have no visitors from Malawi and they have no nice colleagues from the Legal Department of the fire service who invite them for lunch.

To support the Global Solidarity Challenge (GSC) 2016, follow this link to my campaign page at VIDEA: http://solidarity.videa.ca/participantpage.asp?fundid=1846&uid=3419&role=1

The world keeps going, on whatever budget you live. These are the images of the day:

Work: A scene in the middle of nowhere next to the harbour
Work: A scene in the middle of nowhere next to the harbour
My favorite fruit and vegetable shop on Mikumi Street
My favorite fruit and vegetable shop on Mikumi Street
Lutz holding bread closer to the fan to cool it down
Lutz holding bread closer to the fan to cool it down
Preparing the dough for tomorrow
Preparing the dough for tomorrow