G. liegt auf einem Hotelbett in Iringa und lässt sich die Sonne ins Gesicht scheinen. Er ist erkältet und müde. Morgen Morogoro und dann nach Hause. Dar es Salaam und bald nach Deutschland, das alte Zuhause. G. hat oft den Flugzeugen nachgeschaut, die über Magomeni hinwegrauschen und er hat sich auf den Moment gefreut, wenn er selbst im spärlich beleuchteten Flugzeug sitzen würde, im Hintergrund das Heulen des Hilfsaggregats. Und er würde wissen, dass es gleich losgehen würde, ganz nach Hause. Und doch fragt sich G., worauf er sich freut. Sicher, auf viele Menschen, manches Essen und einige Orte, an denen er lange nicht mehr war. Er wird Student sein in Dresden. Geniale Aussichten, lieber G.! Sie sind jung, intelligent, kreativ, interkulturell erfahren und durchsetzungsfähig. Wollen Sie nicht gleich Bundespräsident werden? Keine Gründe, herumzuweinen und sich schlecht zu fühlen. Und doch macht es ihn unsicher und aufgeregt, eigentlich keine Ahnung zu haben, wie sein Leben in zwei Monaten aussehen wird. Es sollte doch lieber alles sicher sein, mit kleinen kosmetischen Unwägbarkeiten, die es interessant machen, aber keinesfalls unsicher, nur gerade so sehr, dass man sich am Ende noch heldenhaft fühlen kann. So ist G.s Leben nämlich bisher verlaufen, im Prinzip. Und jetzt ist das große Mutterschiff zum ersten Mal nicht mehr so nah dran. Es gibt niemanden, der befiehlt und ein möglicher Weg ist mit farbigen Steinen in einem großen norwegischen Fjell markiert. Zeit für große Freiheit und neue Ideen! Und Zeit, ein bisschen aufgeregt zu sein, denkt sich G., kuschelt sich in seine Decke und macht einen Mittagsschlaf.