N3+

G.: Dienstreise, oder was?

Dieses Wochenende war G. auf Dienstreise. Er hat sich den Ausbildern aus Hamburg angeschlossen, um die Kontakte zur Feuerwehr auf Sansibar zu pflegen. Mit den Tauchern B. und M. sowie S. hat G. am frühen Samstagmorgen die Schnellfähre nach Stone Town genommen, um dort möglichst viel Zeit zu haben. Am Hafen hat G. S. zunächst in die falsche Richtung geführt, weil seine Orientierung kurzfristig aufgrund verschiedener Bugs einen Totalausfall erlitten hatte. Dank Google Maps und einem Bajaj (dreirädriges Taxi) kamen G. und S. noch relativ rechtzeitig.

Da für die Einreise nach Sansibar eine Sicherheitskontrolle und das erneute Ausfüllen des Visumformulars nötig ist, hatten G. und S. vorsorglich ihren Plastiksprengstoff, die Sturmgewehre und ihr Taschenmesser zu Hause gelassen. Alles ging glatt und so kamen sie nach eineinhalb Stunden Fahrt mit der sehr modernen Schnellfähre des tansanischen Industriekonzerns Azam, der von Mehl bis zu Unterhosen wahrscheinlich alles verkauft, in Sansibar an. Das Grüppchen wurde auf raschem Weg von Feuerwehroffizieren durch die Kontrollen bugsiert und fand sich auf der Ladefläche eines nagelneuen VW-Geländewagens wieder, der sie zum Feuerwehrhauptquartier brachte. Dort hatten G. und seine Kollegen Gelegenheit, die Feuerwache zu besichtigen, die insgesamt besser organisiert wirkte als die in Dar es Salaam, gleichzeitig glaubten auch viele Feuerwehrleute, dass die Besucher eine Inspektion durchführen wollten und fragten nach Verbesserungsvorschlägen, welche die Gruppe in diesem Moment gar nicht liefern konnte. Dann fuhren sie weiter zu einer weiteren Unterstützungswache, wo zahlreiche defekte Fahrzeuge herumstanden, darunter ein irisches Flugfeld-Löschfahrzeug ohne Pumpe.

Anschließend wartete am Treffpunkt in Stone Town ein Bekannter von T. (Mitbewohnerin), der G. und S. zum Guesthouse brachte, während die Ausbilder in ihr Hotel fuhren. (Anmerkung: S. kommt aus Schwaben, G. aus Bayern, aber er ist trotzdem geizig, also war ein teures Hotel keine Diskussion)

Anschließend aßen sie zusammen an der Strandpromenade zu Mittag. Dann schauten sie die Sehenswürdigkeiten der Stadt an und verirrten sich in den Gassen der Altstadt von Stone Town, die schon, das muss G. sagen, an vielen Stellen fantastisch schön ist. Allerdings ist sie auch ziemlich überrannt und die Anzahl der Souvenirgeschäfte übersteigt deutlich die Zahl des wirtschaftlich Lohnenden, was die Gruppe an der Aufdringlichkeit der Verkäufer deutlich bemerken konnte. Insgesamt scheint in Gs. Augen der Tourismus zumindest Stone Town sozial völlig zerstört zu haben. Der Drogenkonsum unter den Anwohnern ist hoch, es herrschte eine teilweise aggressive Grundstimmung auf dem Lebensmittelmarkt, wo die Gruppe nach dem Besuch der Gefängnisinsel zu Abend aß. Zudem wirkte auf G. das wirtschaftliche Konzept des Tourismus extrem plump und innovationslos. Niemand wird dem zehnten Straßenhändler irgendeinen Schrott aus Tropenholz, der vom Zoll beschlagnahmt wird, abkaufen. Und wenn der Verkäufer mangels Kunden aggressiv wird, verbessert das kaum den Umsatz. Vielleicht ist das zynisch. Aber in Gs. Weltbild, das dominiert wird von der Fähigkeit des Menschen, aus gegebenen Situationen mit neuen Ideen etwas Neues zu erschaffen, ist der Zustand, in dem sich Stone Town befindet, zwar erklärbar, aber doch letztendlich kaum verständlich. Auch das pseudoindividuelle Reisekonzept vieler Touristen ging G. ziemlich auf den Keks. Am nächsten Tag unternahm er dann mit S., B. und M. eine Gewürztour zu einer kleinen Biofarm im Hinterland, abgeschieden von allem Konsumstreben und geleitet vom reinen Glück an der Freude der Besucher sowie den 10 US-Dollar Eintrittsgebühr. Das war recht interessant, auch wenn G. die meisten Gewürze schon kannte. Zanzibar in a nutshell.

Auf dem Rückweg hat das Grüppchen noch zwei holländische Studentinnen zu deren Hotel mitgenommen und dem Steward einen Korb gegeben, der für besondere Aufmerksamkeit den blonden, weiblichen Passagieren gegenüber ein Extratrinkgeld kassieren wollte. Er war leider 1:7 in der Unterzahl. Ok, auch ein bisschen fies, aber Anbaggern plus Abkassieren ist in Gs. Augen wirklich unsympathisch.

Silvester wird G. wahrscheinlich wieder auf Sansibar sein. Party am Strand und so. G. steht auf Individualreisen. Aber im Ernst: War schon ein cooles Wochenende.

Ein Gedanke zu “G.: Dienstreise, oder was?