Ein grauer Himmel, aus dem immer wieder müde Tropfen fielen, schaute zum Fenster herein, als G. wie so oft einige Minuten vor seinem Wecker aufwachte. Sachen packen, auf zur Arbeit. Es gab noch kein heißes Wasser für den Tee, deshalb rührte sich G. eine Milch aus Milchpulver an. Als er gerade in seinen Chapati beißen wollte, ertönte die Alarmglocke. Schade, dachte sich G. zog Hose und Stiefel an und rannte nach draußen. Er nahm im zweiten Fahrzeug Platz und die beiden Autos schlängelten sich durch den Morgenverkehr nach Norden. In Mbezi Beach brannte das Obergeschoss einer Villa. G. legte gemeinsam mit seinem Kollegen M. Atemschutz an und sie stiegen über ein Vordach auf den Balkon des ersten Stocks und löschten gemeinsam mit ihren Kollegen die Reste des bereits recht ausgebrannten Stockwerks, das durch die Streichhölzer eines zündelnden Kindes Feuer gefangen hatte. Als die Löscharbeiten beendet waren, reichte die Nachbarin den Feuerwehrleuten kaltes Wasser, eine dankbar aufgenommene Wohltat, die zeigte, dass man in einem besseren Leuten gelandet war, sodass auch die Ansprache des Offiziers an die Schaulustigen mit Dankbarkeit und nicht mit Häme und Argwohn bedacht wurde. Auf der Wache zurück, stand der nächste Einsatz in der Leitung, der aber glücklicherweise von der Wache in Temeke übernommen wurde, sodass G.s Gruppe zu einem gleich danach eingetroffenen Notruf aus Kinyerezi am Ende der Welt ausrücken konnte. Rasch von G. mit Funkgeräten ausgestattet, funktionierte die Kommunikation zwischen den Fahrzeugen sehr gut und die Feuerwehr erreichte nach ca. 25 Minuten den entlegenen Vorort, wo ein Einfamilienhaus vollständig brannte. Der Löschangriff lief für tansanische Verhältnisse koordiniert und sicher ab, lediglich die Benutzung der Funkgeräte wurde noch nicht so gut verstanden. Auch dieses Haus war einem zündelnden Kind zum Opfer gefallen, dessen Vater, der Besitzer des Hauses, sich von dem Verlust seines Heims schwer getroffen zeigte. Im Gespräch über den Brand schlugen auch G.s Kollegen nachdenkliche Töne an im Angesicht des Unglücks, die Arbeit von Jahren innerhalb einer halben Stunde vernichtet zu sehen. Der Himmel war grau, Dampf stieg auf, olivgrüne Polizisten sicherten die Einsatzstelle und am Himmel flogen Kampfjets. Endzeitstimmung. Im Kontrast dazu stand die Freundlichkeit der Anwohner, die sich nach anfänglicher Diskussion über die lange Anrückzeit mit dem Gruppenführer J. gut unterhielten und auch G. herzlich begrüßten.
Nun stand die nächste Herausforderung an: Der Diesel im Tank des ersten Fahrzeugs war alle. Mit Hilfe eines Schlauchs, eines Einmers und einer abgeschnittenen Flasche wurde Treibstoff umgetankt, dann ging es heim zur Wache und es gab Mittagessen. Anschließend schnitt G. noch ein paar Bleche zu. Dann ging er nach Hause.
Dort stellte er auf seinem Handy Gangsterrap an und ließ sich unter der Dusche kaltes Wasser über den Kopf laufen. Das sind die Momente des Tages, die er am liebsten mag. Arbeit getan, Kopf leer, Augen zu.
Dann war es Zeit für das Abendmüsli.