Du siehst eine Reportage vom Vietcong und denkst, es hätte nur Explosionen, Gefechte und Minenfelder gegeben. Oft geht beim Erzählen verloren, wie man sich im Lager einfach unterhalten hat, gemeinsam ein Huhn kochte und wegen anhaltenden Regens tagelang unter einer Plane hockte und wartete.
Es ist bald ein Jahr vergangen und G. hat bei der Feuerwehr von Dar es Salaam gearbeitet. Aus seinen Bildern könnte man eine Katastrophengeschichte der Dritten Welt formen. Brände, Unfälle, Gewalt. Und besonders in den Bildern geht verloren, wie viele ruhige, friedliche, vielleicht manchmal langweilige Momente es gab, die niemand fotografiert hat, über die es keine Medienberichte gibt. Wie G. mit seinen Kollegen in der Atemschutzwerkstatt Tee getrunken hat, Geschichten vom Feuerwehrsportfest, nächtliche Flughafen-Abholungen und glühend heiße Nachmittage. Wenn G. auf die Feuerwache kommt, steigt in seine Nase ein Geruch von altem Holz, Öl und Staub. Die Feuerwache ist ein friedlicher Ort, manche Büros erzählen immer noch vom beschaulichen Beamtendasein der Nyerere-Zeit und ihre Besitzer sind immer für eine Geschichte zu haben, helfen einem freundlich weiter und sortieren dann wieder gemütlich ihre Akten. Auch in der Werkstatt kann einfach einmal ein Tag bei der sorgfältigen Anfertigung eines Bauteils vergehen. Die Klimaanlage rauscht leise und man erzählt sich Geschichten aus dem Feuerwehraustausch in Deutschland.
Und dann klingelt manchmal die Glocke. Es heißt aufsitzen und die Kameraden rasen mit G. über die hektischen Straßen von Dar es Salaam. Sirenen, Flammen und Rauch finden ihren Weg in die Berichte. Und wenn die Feuerwehrleute von der Einsatzstelle abrücken, endet die Erzählung. Das alte Feuerwehrhaus im Distrikt Ilala aber ist immer noch da und es gibt Mittagessen.