Nun musste G. also wieder einmal ins Krankenhaus. Während eines unkontrollierten Manövers auf einer Segelregatta hatte er sich an einer offen stehenden Luke an drei Zehen Abschürfungen eingehandelt, die trotz Desinfektion nach einem Tag höllisch wehtaten und angeschwollen waren. Dazu kamen noch die Schürfwunden aus der Zeit vor der Tansaniareise, die auch nach der Rückkehr in die sichere Heimat nicht heilen wollten. G.s Hinweis an dieser Stelle: Du solltest dich nach Möglichkeit in Tansania nicht verletzen. Wenn es doch passiert, brauchst du Geduld, Bargeld und eine funktionierende Kreditkarte. Er fuhr also mit dem Fahrrad ins Aga-Khan-Krankenhaus, eine angesehene Privatklinik. Dort wartete er erst lange und fragte sich mehrmals durch, bevor er dann schließlich 360.000 Shilling bezahlen durfte (ca. 150€) und dann war sein behandelnder Arzt zufällig schon im Wochenende. Nachdem G. nun schon ungefähr drei Stunden im Krankenhaus verbracht hatte, wurde er kurz ungehalten. Er meinte zu einer Angestellten, er hätte auch ins Amana-Krankenhaus gehen können, ein ziemlich heruntergekommenes staatliches Hospital, dort wäre der Service wahrscheinlich besser gewesen. Dann ging er zur Rezeption, um nach Alternativen zu suchen. Schließlich wurde er zu einem anderen Arzt gebracht, der dann gemeinsam mit der Schwester, die G. gereizt angefahren hatte, G.s Wunden behutsam reinigte. Mit dem Bescheid, er solle am nächsten Tag zum Verbandswechsel wiederkommen, wurde er nach Hause geschickt. Glücklicherweise hatte G. schon öfter Leute mit Fußverbänden erlebt, deshalb hatte er aus LKW-Plane und Kordel einen provisorischen Schuh dabei, den er statt des nun zu engen tragen konnte. Als Sohle diente ihm ein Stück Plastik, das eigentlich für eine Handyhülle gedacht war. So erlaubte es ihm nun, Fahrrad zu fahren, bei einer Zehenverletzung eine geschickte Fortbewegungsart, da der Fuß komplett ruht. Zu Hause angekommen, las er weiter in Edlef Köppens „Heeresbericht“, bei den Beschreibungen grausamer Verletzungen bekam er seltsam gute Laune, denn so schlimm hatte es ihn dann auch wieder nicht erwischt. Anschließend war es Zeit, zu duschen. Um seine Verbände trocken zu halten, stieg G. mit dem linken Bein in einen giftgrünen Ortlieb-Sack, den er aus Deutschland mitgenommen hatte. Nackt bis auf die Plastiktüte am Bein, die mit einem Gummizug provisorisch oben abgeschlossen wurde, hatte die Installation etwas von einem seltsamen Fetisch, zumal G. mit dem linken Fuß auf die Toilette steigen musste, damit das Wasser nicht am Oberschenkel entlang in den Plastiksack laufen konnte. Schließlich gereinigt aß G. noch ein sparsames Abendessen, da er keine Lust mehr hatte, mühsam etwas zuzubereiten, zumal die Verletzungen im Stehen besonders schmerzten. Er scrollte sich durch Facebook. Im Westen nichts Neues. Das war Remarque und nicht Köppen. G. ging schlafen.