Nachdem nun die erste Arbeitswoche bei der Feuerwehr vorüber ist, gilt es, den nächsten Eintrag einem durchaus weltbewegenden Problem zu widmen: Dem Mobilfunk. Seit unserer Ankunft schwelt nämlich ein Richtungsstreit, der die Wahl des Handynetzbetreibers betrifft. Grundsätzlich gibt es drei große Gesellschaften in Tansania: Vodacom, Tigo und Airtel. Aus mir nicht ersichtlichen Gründen schied Airtel sofort bei der Wahl aus. Ist eigentlich auch klar bei einem Betreiber, dessen Name in der hiesigen Aussprache fast wie RTL klingt. Nun also zum Kampf der Giganten: Voda gegen Tigo.
Hier herrscht auch bei unseren Mentoren keine Einigkeit. Daniel hat einige Jahre bei Vodacom gearbeitet und er schwört auf dieses Netz. Spricht man ihn auf Tigo an, lächelt er fein. Adson dagegen hält Vodacom für völlig überteuert und hält Tigo für die smartere Lösung. Tigo wirbt außerdem mit seinem neuen LTE-Netz und bietet Studententarife, in die man sich allerdings nur über Funkzellen in der Nähe der Uni einwählen kann. Kein Problem für die Feuerwehrleute, da der Campus zwei Blocks weiter ist. Also waren wir im Quality Center, einer großen Einkaufsmeile, und haben beide Stores besucht. Vodacom: Kleiner Laden, aber qualifiziertes Personal, das schmunzelt, als ich frage, wieviel Geld ich auf mein M-Pesa-Konto einzahlen soll. Ich lade es mit 10.000 Shilling (ca. 4 Euro) auf, das scheint schon eher die Obergrenze zu sein. Ich komme mir etwas hilflos vor, aber inzwischen habe ich sogar gelernt, wie man mit USSD-Codes auf seine Tarifbuchung und den mobilen Bezahldienst M-Pesa zurückgreift. Und ich habe mit Anleitung ein Internetvolumen von 2GB für ca. 4 Euro gebucht.
Danach zu Tigo. Hinter den Kulissen war Adson schon als eifriger Lobbyist tätig und hat uns vom Plan abgebracht, vollständig auf Voda zu setzen. Viele einfache Leute verwenden Tigo, deshalb sagen wir uns, dass es aufgrund der Community-Flatrate billiger sein wird. Und tatsächlich kaufe ich auch noch zwei Tigo-Simkarten, um später auch das Internet auf Tigo umstellen zu können. Die eine Karte liegt nach wie vor in einem Haufen aus Papierkram vergraben, wer will, kann sie in Dar es Salaam abholen. Denn zu Hause kam der Showdown. Das Vodacom-Internet funktioniert reibungslos. Mit dem DSL-Anschluss zu Hause in Deutschland kam es gut mit. Bei Tigo dagegen sahen Livestreams zumindest in Ilala verdächtig Bildern von Jackson Pollock ähnlich, bei denen ein Farbeimer explodiert war. Für die Voda-Privilegierten bot sich dann die Gelegenheit, den armen Tigo-Würstchen generös seinen mobilen Hotspot anzubieten, der natürlich die Übertragung gleich um Längen aufbohrte. Während die Tigo-Leute fluchend ihre E-mails eine Stunde lang abrufen, kann man sich ganz nebenbei unterhalten, wie reibungslos der Bilder-Upload auf dem Blog doch funktioniert.
Obwohl ich also stolzer Vodacom-Benutzer bin, muss ich doch eingestehen, dass man Tigo in der Hinterhand haben sollte: Mein altes, klassisches Nokia telefoniert reibungslos und das Internet war vor seiner Zeit, sodass ich mich nicht ärgern muss. Vodacom schenkt mir jeden Tag 10 MB Gratisguthaben, um mir eine Stunde später mitzuteilen, dass es nun aufgebraucht sei. Kein Wunder, dass jemand mehr Geld verlangen muss, wenn er seinen Kunden einen solchen Service zuteil werden lässt. Ich habe auch schon mit Vodacom telefoniert. Aber zu Airtel, denn da sind die Tigo-Tarife ungünstig. Die Integration in einem neuen Land bedingt auch, dass man sein Mobilfunknetz kennt. Und wie immer ist es so, dass die am besten Angepassten überleben. Tigo-Telefonie plus Voda-Internet heißt das Erfolgsrezept. Hybrid währt eben am längsten.