G. steht um 06.00 Uhr auf, als sein Wecker klingelt. Er macht Zimtpfannkuchen, dann geht es los zur Feuerwache. Heute würde G. mit Tauchen dran sein, zum ersten Mal in seinem jungen Leben. Mit dem Feuerwehrauto an den Strand nördlich von Posta, Dhaus dümpeln im seichten Wasser, kurzes Warten auf das Polizeiboot, das die Taucher abholen wird. Einladen, auftanken, dann Abfahrt. Unterwegs stellen die Polizisten zwei illegale Fischerboote. Zunächst sieht es so aus, als gäbe es keinen Ausweg und sie müssten wegen Fischens bzw. Motorgebrauch in einem Naturschutzgebiet sofort versenkt werden. Schließlich müssen die Fischer einen Teil ihrer Beute an die Polizisten abgeben, darunter einen großen Tintenfisch. Dann geht es weiter zur Insel Inner Sinda. Bei Ebbe legt das Schlauchboot an einem wunderbaren, weißen, weichen Strandwall an. Das Material wird an Land gebracht. G. darf sich Flossen aussuchen und legt ein Tauchgerät an. Minuten später dümpelt er im glasklaren Wasser. Schade, dass der Druckausgleich nur auf seinem linken Ohr funktioniert, aber auch das Paradies muss Macken haben. Am Strand liest er anschließend die Neue Zürcher Zeitung auf seinem Smartphone und treibt noch ein bisschen auf dem Rücken im erstaunlich kühlen, erfrischenden Meer herum. Er hat sich eingecremt, einen Sonnenbrand bekommt er natürlich trotzdem. Zum Aufbruch gibt es gegrillten Tintenfisch. Es ist Fisch, der mit den Lachsen aus der Reuse von Gs. norwegischer Großtante konkurrieren kann. Korruption kann man offenbar nicht schmecken.
Dann geht es mit dem Boot zurück zum Hafen. Die Taucher begegnen einem auslaufenden australischen Kriegsschiff. Die Soldaten sind in voller Montur, alle Maschinengewehre sind besetzt, wir werden gemustert, die Soldaten winken freundlich. Die Anspannung bei den westlichen Ländern scheint hoch zu sein, denkt sich G. und lehnt sich zurück. Dar Es Salaam ist wahrlich ein sicherer Ort. Zumindest, wenn man nicht bei einem Verkehrsunfall stirbt.
Zurück auf der Wache, läuft G. nach Kariakoo, um zwei Knopfbatterien zu beschaffen für die Gepäckwaage des Tauchkurses. 8500 Shilling, ein paar Lügen und eine Tüte Erdnüsse später steht G. wieder vor der Feuerwache. Diesmal ist fast Feierabend. G. isst eine Mango und ein paar (nicht alle) Erdnüsse, dann fährt er los nach Ubungo, wo er seine Bekannten im Ausbildungszentrum „Talent Search and Empowerment“ (TSE) besuchen will. Auf der Morogoro Road fragt er Polizisten nach dem Weg, weil das TSE nicht auf Google Maps zu finden ist und allgemein die Stadt vom digitalen Kartennetz nur rudimentär erfasst ist. G. wird zur nächsten Kreuzung eskortiert, den Teil der Strecke kannte er auch so, aber er bedankt sich herzlich und fährt weiter. Als es dunkel ist, steht er an der Bushaltestelle Ubungo Riverside und sein Smartphone-Akku ist fast leer. Dafür hat der Nokia-Knochen kein Guthaben mehr. Keiner der Wartenden kennt das TSE, aber Google hilft und er weiß nun die Straße, eine kleine Piste, die ins Nirgendwo zu führen scheint. G. wird von seiner Mitbewohnerin T. angerufen, die ihm mitteilt, dass das TSE um sechs Uhr zumacht. Es ist sieben. T. lädt G. in das Studio ihrer Freunde nach Bugurumi ein. G. denkt sich: Wo ist das denn? Er sagt: Cool, ich schaue vorbei! Tatsächlich ist es einfacher als gedacht: Die Nelson-Mandela-Road weiterfahren bis Garage Bus Stop, dort an der weiß-blauen Moschee auf T. warten. G. wartet. Und wartet (gefühlt). Nach einiger Zeit taucht ein Freund von T. auf, der G. zum Studio führt. G. kauft sich noch fünf extrem süße Kuchen, da er brüllenden Hunger hat.
Im Studio nimmt G. seinen ersten Rap-Track auf. Er handelt von Dar es Salaam und dem Fahrradfahren. Er trägt keinen Namen, doch bei sich denkt G., dass „Five Cakes Please“ ein guter Titel wäre. Dann gibt es Ugali (Maisbrei) mit einer Tomatensoße mit getrockneten Fischen, die Gs. Mitbewohner S. verabscheut. S. ist aber im Goethe-Institut zum Filmabend, also kann sich G., ohne dass seine Mitmenschen leidend zusehen oder mitmachen müssen, gütlich tun. Mit dem Fahrrad geht es nach Hause. 23.00 Uhr. Es war eine lange Reise.
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